Sonntag, 9. März 2014

Berchtesgadener Hochthronsteig (C/D)

Heute sollte es mit Rainer auf den Berchtesgadener Hochthronsteig in Marktschellenberg gehen.
Es hatte den Anschein, dass es die erste alpine Tour zu Sommerbedingungen werden könnte. Naja, fast... :-)

Startpunkt war in Deisenhofen, wo mich der Rainer abholen wollte. Als ich aus der S-Bahn stieg, war aber nichts von ihm zu sehen. Ich wollte ihn gerade anrufen, aber da klingelte auch schon mein Handy.
Rainer findet seine Bergschuhe nicht, lol.
Kein Problem, wir hatten ja genügend Zeitpuffer eingeplant und ich musste eh noch zur Bank. Wir trafen uns 10 min. an einer Bäckerei, wo ein coffee to go und was zu futtern noch ein Pflichteinkauf war. Und die Bergschuhe waren ja wieder aufgetaucht, im Aufzug von Rainers Wohnung! ;-)
Warum dies so war, ist jetzt egal....

Den Gipfel haben wir dennoch nicht erreicht (dazu später), aber ein Blick auf das schöne Berchtesgadener Land gab es trotzdem:

Blick auf den Watzmann vom Berchtesgadener Hochthronsteig
Blick auf den Watzmann vom Berchtesgadener Hochthronsteig


Und auf jeden Fall kamen wir nach gut 1 1/2 Stunden Fahrt in Marktschellenberg an und erreichten auch den Parkplatz Ettenberg, wo auch schon eine Klettersteigtafel zu sehen war.


Berchtesgadener Hochthron
Quelle: www.bergsteigen.com




Am Parkplatz sprach uns ein Bergwachtler, der privat auf Wandertour unterwegs war an und machte uns auf eine Wechte am Ausstieg des Klettersteiges aufmerksam. Auch ich hatte in meiner Recherche zuvor und Planung bereits vermutet, dass eine Wechte vorhanden sein kann. Der gute Mann hat auch nicht versucht, uns von unserem Vorhaben abzuhalten. Er hat lediglich seine Bedenken geäußert, was wir uns auch zu Herzen nahmen. Bis zum Einstieg war es ein Stückchen und wir wollten dann vor Ort entscheiden.

Nach einem sportlichen Zustieg von ca. 1 1/2 Stunden statt 2,5 h wie angegeben, ganz wie man das bei Touren mit Rainer gewöhnt ist, erreichten wir den Scheibenkaser. Dort an der Hütte sahen wir die Wechte auch etwas deutlicher. Diese sah aus meiner Sicht auch recht heftig aus und ich hatte so meine Zweifel.
Wir trafen dort auch noch ein Klettersteigpärchen, welches sich überhaupt keine Gedanken über die Wechte gemacht hat. Das Pärchen hat die mögliche Gefahrensituation erst realisiert, als wir darüber gesprochen haben.
Während wir dort noch ein wenig Pause machten, grinste Rainer mich an und sagte: "Ich sehe was, was Du nicht siehst". Im gleichen Moment sah ich es dann auch. Ein Wanderer hatte ein Fernglas. Wir liehen es uns aus. Für Rainer sah die Wechte etwas weniger kritisch aus als für mich. Ich hatte nach wie vor meine Bedenken. Während wir diskutierten, mischte sich eine Frau mit Hund freundlich in unser Gespräch ein. Ihr Mann/Begleiter war Paraglider und flog gerade los. Die Frau, die offenbar auch Ahnung hatte, erwähnte den Faktor Zeit. Da wir ungefähr zum Zeitpunkt der höchsten Sonneneinstrahlung oben ankommen würden, erhöht natürlich die Gefahr eines Abbruchs der Wechte genau in diesem Moment. Der Einwand war durchaus berechtigt. Rainer beharrte allerdings darauf, dass wir auch erst im oberen Teil in der Gefahrenzone sind und da mal um die Ecke schauen können, bevor wir die Entscheidung treffen, weiterzugehen. Er überließ mir allerdings auch die Entscheidung, ob wir es machen oder nicht.
Wie schon gesagt, ich hatte deutliche Bedenken. Und ich hatte die Vermutung, dass es so läuft, wie es letztendlich auch gelaufen ist. :-)
Als Seilerster mit  anderen Bergkameraden hätte ich diese Tour sehr wahrscheinlich abgebrochen. Aber Rainer ist aufgrund seiner immens hohen alpinen Erfahrung einer von Wenigen, dem ich voll und ganz vertraue. Ergo zogen wir es durch.

Also ging es über ein Schneefeld etwas schwerfällig zum Einstieg. Trotzdem haben wir das Pärchen, welches vor uns weiter ging, wieder eingeholt. Wir haben uns auch schon am Scheibenkaser angeseilt und sind vor ihnen in den Klettersteig eingestiegen. Das war auch gut so, die Beiden waren recht langsam unterwegs.


Hier die Bilder:

Berchtesgadener Hochthronsteig
Die Wand

Berchtesgadener Hochthronsteig
Kurz vorm Einstieg

Berchtesgadener Hochthronsteig
Zustiegsweg

Berchtesgadener Hochthronsteig
Zustiegsweg



Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig
Fotoquergang

Berchtesgadener Hochthronsteig, Watzmann
Fotoquergang

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig
Zeitweise auch ausgesetzte Stellen

Dann erreichten wir nach knapp 2 Stunden auch die Gefahrenzone und waren kurz vor dem Gipfel. Wenn die Wechte tatsächlich zu dem Zeitpunkt, wo wir uns unter ihr befanden, abgegangen wäre, so gab es eigentlich immer Möglichkeiten, sich hinter Felsteilen zu verschanzen und sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.


Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig


Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Aber diese Wechte versperrte uns tatsächlich den Ausstieg und das entsprechende Gipfelglück. Rainer suchte und versuchte zahlreiche Möglichkeiten, diese Wechte doch noch irgendwie zu durchstoßen. Vielleicht wäre es sogar möglich gewesen, aber nur unter einem erheblichem Risiko. Nach einer guten halben Stunde gab er auf und unsere Weiterreise war klar: Abstieg wie Aufstieg :-)

Während Rainer mir noch erklärte, was man eventuell machen hätte können unterbrach ich ihn mit den Worten: "Du, ich glaub, wir haben gleich ein ganz anderes Problem!" Ich hörte Schreie von dem Mädel, die für mich so klangen, als wäre sie gestürzt. Rainer hörte es dann auch, aber er meinte, das ist das Typische, wenn ein Pärchen unterwegs ist. Sie hätte einfach kein Bock mehr. Und Rainer hatte mal wieder Recht! :-)

Wir stiegen wieder ab und trafen kurze Zeit später auf die Beiden. Ich hab kurz vorher Rainer gefragt: "Magst Du ihr sagen, wie es da oben ausschaut oder soll ich?" Die Situation entschied  es. Uns gegenüber nahm sie es relativ gefasst und sie sind dann entweder auch weiter hoch oder haben dort Pause gemacht. Wir wissen es nicht so genau. Rainer und ich suchten uns auf jeden Fall ein geeignetes Plätzchen, um Brotzeit zu machen. Ein halbwegs geeignetes Plätzchen haben wir im Abstieg dann auch gefunden.

Auch wenn wir den Gipfel nicht erreicht hatten, das Panorama hatte nicht den Hauch einer Chance, sich vor uns zu verstecken:

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Berchtesgadener Hochthronsteig

Als wir nach einer guten halben Stunde wieder aufbrechen wollten, kamen auch die Beiden von oben langsam wieder runter. Sie waren sehr langsam, wie wir auch im weiteren Abstieg bemerkten. Aber es war immer noch sehr viel Zeit nach hinten da bis zum Einbruch der Dunkelheit und deren Abstieg sah auch nicht kritisch aus.

Der Abstieg am Klettersteig hat Vor- und Nachteile. Im Abstieg hat man eigentlich weniger Kraftaufwand und muss seinen Körper nicht die ganze Zeit am Seil und Fels hochziehen, sondern lässt sich hinuntergleiten. Ich finde einen Abstieg allerdings eklig, da ich mich noch viel intensiver konzentrieren muss, wo ich hintrete und kann auch leider weniger das Panorama genießen und mir kommt es insgesamt auch schwieriger vor.

Wir erreichten dann auch irgendwann wieder das Schneefeld. Vormittags knallte die ganze Zeit die Sonne drauf, nachmittags war dort und im Klettersteig halt Schatten. Ich war die ganze Zeit im T-Shirt unterwegs und habe nicht gefroren. Da der Schnee im Schneefeld durch die Sonneneinstrahlung aufgeweicht wurde, war der Abstieg durch das Schneefeld nicht gerade angenehm. Wieder am Scheibenkaser angekommen, gönnten wir uns dann noch einmal eine umfangreiche Pause und machten uns anschl. wieder auf den Weg zum Parkplatz.

Fazit: Auch ohne Gipfelglück war es eine super Tour. Tolles Panorama. Der Klettersteig ist für ambitionierte auch nicht wirklich schwer, alles in Allem eine pure Genußtour, wohlgemerkt ohne wegversperrende Wechten :-)

Anm.: Der Klettersteig ist mit C/D bewertet und gilt als durchgehend sehr schwer. Das kann ich so nicht unterschreiben. Allerdings wird vor Ort die "Hanglschuppe" und teilweise die "rauhe Welt" mit D bewertet statt C/D. Da bin ich einigermaßen konform mit. Aber wie angesprochen, ambitionierte Klettersteiggeher werden hier wenig Probleme haben.

Topo: http://www.bergsteigen.com/sites/default/files/topos/1617_Topo_d3500f95-fa13-4b9e-aba6-a137dc184b8c_hochthronsteig.pdf

Weitere Infos gibt es auch hier.

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